Socialmedia und Tradition?
„Die Leute merken, wenn du eine Rolle spielst und nicht authentisch bist“, sagt Stefan Thelen von den Blauen Funken Zülpich.
Zülpich – „Die Leute merken, wenn du eine Rolle spielst und nicht authentisch bist“, sagt Stefan Thelen von den Blauen Funken Zülpich. Der 41-Jährige wird in den kommenden Wochen und Monaten aber eine Rolle spielen – aus karnevalistischer Sicht sogar die entscheidende. Thelen ist die designierte Tollität der Römerstadt und wird am Samstag, 23. November, zum Prinzen proklamiert – und er wird sich bis Aschermittwoch hautnah von Manuel Schleiermacher mit der Kamera begleiten lassen.
Blick hinter die Kulissen
Traditionen wahren, Neues wagen
Das Ziel ist es, den traditionellen Karneval mithilfe der Sozialen Netzwerke der Jugend näherzubringen. Und dabei den Spagat schaffen, Traditionen zu wahren, aber dennoch nicht alles so zu lassen, wie es ist.
Um möglichst viele Menschen zu erreichen, kleckern die Blauen Funken nicht, sie klotzen. Sie haben in den vergangenen Monaten ihre Website überarbeitet, sich einen Instagram-Account und einen Youtube-Kanal zugelegt und ein Konzept für Facebook erarbeitet. „Unsere Planungen für die Social-Media-Offensive läuft schon seit dem Sommer“, sagt Schleiermacher. So seien bereits ein Weihnachtsgruß aufgenommen worden, ein Film gedreht, in dem der künftige Prinzen-Orden erklärt wird und verschiedene Bilder bearbeitet worden, die die Funken von einer Seite zeigen, die man nicht unbedingt von Karnevalisten erwartet – eben ganz schön jeck.
Datenschutz wird groß geschrieben
Bei den anderen Zülpicher Karnevalsgesellschaften habe man sich eine Erlaubnis geholt, bei den jeweiligen Sitzungen die Auftritte der Blauen Funken zu filmen. „Wir können und werden nicht jeden Schnipsel veröffentlichen, weil wir uns an die Datenschutzgrund-Verordnung halten müssen und die Persönlichkeitsrechte der Jecken im Saal respektieren“, erläutert Schleiermacher, der sein Smartphone mit einem zusätzlichen Mikrofon und einer weiteren Lichtquelle ausgestattet hat. Bei größeren Auftritten sollen auch Actionkameras zum Einsatz kommen. Geschnitten werden die Filme abends Zuhause.
Social-Media-Offensive
„Ich habe mir das alles selbst beigebracht“, erklärt der Zülpicher, der bei Kindersitzungen, Seniorennachmittagen und Prinzenempfängen ganz nah dabei sein möchte. Vom Vorstand habe man für die Social-Media-Offensive volle Rückendeckung erhalten, zumal man zugesichert habe, die 165 aktiven Mitglieder der Blauen Funken behutsam bei dem Projekt mitzunehmen. Negative Rückmeldungen aus den eigenen Reihen habe es bisher nicht gegeben.
Thelen: „Wir können, wie jeder Verein, junge Leute gebrauchen und sind gespannt, wie das Ganze angenommen wird.“ Er sei jedenfalls voller Vorfreude auf die Session. „So langsam werde ich sogar ein bisschen nervös“, sagt der zweifache Familienvater schmunzelnd.
Originalartikel im Kölner Stadtanzeiger