Blaue Funken



Chronik 1927-1939

Kölnstraße 1927 mit Hotel Gilsdorf

Am Kirmesmontag, 03. Oktober 1927 wurde das Corps der Blauen Funken Zülpich unter dem Namen „Funken Artillerie Blau-Weiß Zülpich“ im Hotel Gilsdorf gegründet. Gründer waren als aktive Mitglieder: Lutz Brand, Karl Brand, Lorenz Braun, Brock, Jean Diefenbach, Hermann Gatzweiler, Hubert Gatzweiler, Reiner Kux, Josef Mostert, Josef Schiffer, Fritz Tollmann, Peter Tönnes u. Karl Wirges.

 

 

Weiterhin waren als inaktive Mitglieder:
Hermann Gilsdorf, Caspar Hintzen, Otto Klaber, Josef Kux und Wilhelm Mostert bei der Gründung dabei, Funkenmutter wurde Maria Hintzen.

 

Aus diesem Kreis der Gründer wurde Peter Tönnes Vorsitzender und Jean Diefenbach, der zusammen mit dem Offizier Fritz Tollmann als Urheber der Gründung der Blauen Funken gilt, Kommandant.

Die Fastelovendszick 1928 war schon im Gange. In kürzester Zeit wurden unter allerlei Schwierigkeiten die Uniformen nebst Zubehör beschafft. Die Uniformen bestanden aus einem langem blauem Uniformrock mit weißen Aufschlägen und Brustkrause, weißer Stiefelhose, langen schwarzen Tuchgamaschen, Bandoliere für Säbel und Rückentasche, Holzsäbel, schwarzem Dreispitzhut mit weißem Pelzbesatz und weißer Zopfperücke, blau-weißen Mützen und Kanonenwischer. Josef Kux stiftete eine von seinem Sohn, dem Funken Reiner Kux, entworfene und gemalte einzigartig schöne Standarte. Die dazu passende Standartenstange wurde von Fritz Tollmann gestiftet. Hauptquartier war in der Gastwirtschaft Hermann Gilsdorf, wo jeden Samstagabend ein gemütliches Zusammensein mit Damen stattfand. Hier ging es oft hoch her und viel Freude wurde ausgestanden. Die Art der Funkenuniform ist bis auf den heutigen Tag die gleiche geblieben.Viele Blaue Funken blieben gleichzeitig noch Mitglied bei den Zölleche Öllege und so verkündete Jean Diefenbach bei der Rosenmontags-Komitee-Sitzung: „Die Blauen Funken Artillerie ist nicht gegründet worden, um eine neue Karnevalsgesellschaft ins Leben zu rufen, wir bleiben nach wie vor Mitglieder der Zölleche Öllege.“ Der Elfer-Rat der Zölleche Öllege war u.a. für die Damengalasitzung und die Organisation des Rosenmontagszuges verantwortlich. Viele Vereine hatten sich unter dieser Regie verpflichtet, Karnevalswagen zu bauen und am Zug teilzunehmen.Es war bei der Proklamation des Prinzen Josef Opgenorth, als die Blauen Funken erstmalig in ihren schmucken Uniformen auftraten. Jedoch die Funken nicht allein, sondern mit ihren Damen. Die Damen hatten die Uniformen ähnlich der Uniform der heutigen Funkenmariechen und so hatte bei diesem Aufzug jeder Funke sein Funkemariechen. Alles staunte, dass die Blauen Funken in so kurzer Frist etwas so schönes geschafft hatten. Es war wohl der schönste Aufzug an diesem Abend. Zum Rosenmontagszug wurde ein prachtvoller Festungswagen gebaut. So heißt es in der Chronik der Zölleche Öllege: „Hinter der Zugleitung fuhr als erster der Wagen der Blauen Funkenartillerie, welcher durch seinen schönen Aufbau und die tadellosen und geschmackvollen Uniformen der Funken allgemein Anerkennung fand. Hinterher zogen Kanoniere zu Fuß un die Bagage.“

 

Auch in der Karnevalszeit 1928/29 waren die Blauen Funken wieder dabei.

„Alarm“ – Am 26. Januar 1929 morgens um 2:00 Uhr drahtet Hauptmann Diefenbach aus dem Lager der Blauen Funken an das Hauptquartier der Prinzengarde: „Soeben ist aus unserer Mitte der neue Prinz hervorgegangen. Funke Lutz Brand ist Prinz. Er wurde getauft auf den Namen Ludovicus I. Offizierkorps der Prinzengarde ist zum Taufakt herzlichst eingeladen.
Hauptmann Lanzrath drahtet zurück: „Wegen dem bevorstehenden Sturm der Rheinbacher Narren auf die „Feste Zöllech“ kann das Offizierskorps der Prinzengarde das „Fort Bettstadt“ nicht verlassen. Entbieten Sie S. Tollität Ludovicus I. unsere Glückwünsche und Grüsse.“
Gez. Offiziere der Prinzengarde.

Äver dies Johr sinn mer all verdutz, Prinz Karneval weed unse leve Funke Brands Lutz!

Daß der Funke Lutz Brand die Prinzenwürde übernahm, war für die Funken der rechte Ansporn, auch dieses Jahr das Beste zu leisten. Dem Prinzen wurde alle Ehre angetan und er wurde zum Funkenoffizier befördert. Die Zusammenkünfte der Funken brachten manchen lustigen Abend und somit viel Freude.

In fünfzig Gruppen des Rosenmontagszuges beteiligten sich neben den Zölleche Öllege die Ortsvereine wie Eifelverein, Turnverein, Männergesangverein und Fußball-Club mit einem Wagen. Von den Funken wurde ebenfalls wieder ein Prachtwagen präsentiert ein Feldlager mit einem herrlich geschmückten Zelt – begleitet zu Fuß und zu Pferde von den braven Kanonieren. So machten wir unserem Prinzen Ludowicus I. wohl gebührende Ehre. Leider war es derart kalt, dass der Wein und Sekt in den Flaschen gefror. Alter Sieger und Cognac wurden aus Biergläsern getrunken, um überhaupt etwas Wärme in den Leib zu bekommen. Jedoch war es manchem Funken dabei zu warm geworden.

In den Jahren 1930 bis 1932 dokumentierten der Druck der Steuern und der Besatzung die Not dieser Zeit, es herrschte starke Arbeitslosigkeit und es war etwas ruhiger im Zölleche Fastelovend geworden. Viele Vereine stellten aus Geldmangel nur noch Fussgruppen. Die unentwegten Funken Jean Diefenbach, Fritz Tollmann, Lutz Brand, Jean Keymer und Hubert Latz traten jedoch 1930 als Feldpostler an. Die Uniformen wie die Blauen Funken, jedoch ganz in weiß mit roten silberbetressten Aufschlägen.

 

In der Session 1930/1931 beschließt die Elferratsitzung den Rosenmontagszug ausfallen zu lassen. Zum größten Leidwesen wurde 1931 noch die Getränkesteuer eingeführt. In dieser Zeit wurde nur ganz leise etwas gefeiert.

1932/1933 waren die Funken wieder zur Stelle, jedoch sehr verjüngt. Von den alten Funken waren es Jean Diefenbach, Fritz Tollmann und Lutz Brand, die die Hauptarbeit bewältigten und die Funken neu formierten. Auch in diesem Jahr war der Prinz nicht aus dem Ei gekrochen. Trotzdem wurde der Fastelovend wieder schön. Es wurde aufgezogen und getanzt. Am Rosenmontagszug beteiligten sich die Richtkanoniere der Funken mit einem schweren Geschütz genannt „Blaue Berta“. Mit den jungen Funken gab es so manche schöne gesellige Stunde. Davon können besonders die leckeren Mädchen jett verzälle.

1933/34
Für diese Session gibt von Jean Diefenbach keinen Text zur Chronik. Der Westdeutsche Beobachter schreibt am 07. Februar 1934 über den Karneval in Zülpich:
„In der Karnevalszeit hören wir vom Wett und Aufrüsten. Es wird in manchem die Begeisterung wach und blickt mit Aufregung in die Zukunft. Das Ausland beobachtet alle Vorgänge misstrauisch und ist schon bald entschlossen Maßnahmen zu treffen. Über Wett- und Aufrüstungsgedanken in unserem Städtchen braucht sich die Welt keine Gedanken zu machen. Hier dreht sich in diesen Tagen alles um den Karneval, besonders um den Zülpicher Rosenmontagszug. Mit der Parole: „Strömt herbei ihr Völkerscharen“ warben die Zölleche Öllege in und um Zülpich für den Rosenmontagszug. Es gab zwar in dieser Session keinen Prinzen-Karneval, aber die Blauen Funken beteiligten sich mit ihrem schweren Geschütz am Umzug.“. Am Karnevalsdienstag fand im Lokal Fränkischer Hof ein Ball der Blauen Funken statt. Der gute Besuch und die frohe Stimmung zeugten von der Beliebtheit und dem Ansehen, daß sich das Corps in der kurzen Zeit seines Bestehens erworben hat. Dieser Tag kann als Geburtsstunde des traditionellen Dienstagsballes der Blauen Funken, dieses Balles, der zu den Höhepunkten karnevalistischer Geselligkeit gehört und der Ball geworden ist.

1934/1935 gingen die Funken wieder mit vollen Segeln in den Fastelovend. Im Rosenmontagszug nahmen die Funken wieder mit einer schwerer Kanone, im Volksmund auch schon mal „Langer Emil“ genannt, teil. Dem Vernehmen nach erfreuten die Blauen Funken am Zugweg verschiedene weibliche Zuschauer durch Tanzen und intensives Ausschwärmen zum Bützen. – Eine beliebte Beschäftigung, der man übrigens auch heute bei den Funken noch gerne nachgeht.

1935/1936 tat sich bei den Funken wieder was besonderes.

Groß es de Freud bei dä Funke,
als weed bekannt,
dat der disjöhrige Prinz weed
Jean Diefenbach, der Kommandant

Kommandant Jean Diefenbach wurde Prinz und die Funken taten alles, um ihm die Fastelovendszick zu verschönen. Für den Rosenmontagszug wurde ein Festungswagen gebaut und über die Karnevalstage stand beim Prinz ein blau-weißes Schilderhaus, in dem Funken Wache hielten.

1936/1937
In dieser Session wurde die Beschaffung von neuen Uniformen einstimmig beschlossen. Die alten Uniformen waren unansehnlich geworden und außerdem waren nicht mehr genügend vorhanden. Das Corps der blau-weißen Funken-Artillerie erstand im neuen Glanze. Bei den Aufzügen und im Rosenmontagszug boten die Funken als stärkeres, neu eingekleidetes Corps ein farbenprächtiges Bild. Für den Rosenmontagszug wurde ein Wagen mit Schanzbefestigung und Festzelt gebaut dazu das bekannte schwere Geschütz.

1937/1938

Jo et es die schönste Zick,
wenn dä Fastelovend kütt!
Bei dä Funke wor widder alles medsemang,
denn Prinz Karneval wood dä Funke Keymers Jean !

Mit Jean Keymer wurde der dritte Funke Prinz en Zöllech. Ein neuer Tanz wurde einstudiert und für den Rosenmontagszug wurde wieder ein Festungswagen und eine Kanone gebaut. Dieser Rosenmontagszug wurde in einem Film festgehalten. Dieses Zeitdokument konnte über die Jahre gerettet werden und ist heute auf Video erhältlich. Auch hatten die Funken in diesem Jahr zum ersten Male ein Funkenmariechen, es war der liebe Willi Korf, der Tanzoffizier war Heinrich Blumenthal. Jetzt ging dat Danze noch ens su jot.
Die Funken bestanden jetzt aus
4 Offizieren,
dem Mariechen und dem Tanzoffizier,
9 Funken,
1 Koch,
3 Reservisten und
2 Jungfunken.

1938/1939
Der Kommandant war dienstlich von Zülpich nach Bedburg versetzt worden, doch verbrachte er seinen Urlaub in Zülpich, um so in der Mitte der Funken sein zu können. Josef Nolden übernahm die Rolle des Mariechen und Heinrich Bumenthal wurde wieder Tanzoffizier. Der Funkenwagen mit einem Riesenfunken passte sich sehr gut in das Bild des Rosenmontagszuges ein. Den Abschluss der tollen Tage bildet der nun schon traditionelle Funkenball am Karnevalsdienstag. Es sollte für viele Jahre der letzte gewesen sein.