Blaue Funken



Chronik 1960-1969

1959/60

Im Kurhaus Aachen, wo eine großen Damensitzung des Aachener Karnevalsvereins unter Leitung von Jac. Königstein stattfand, trat das Corps der Blauen Funken am 23. Januar auf. Trotz der Skepsis, die dort uns gegenüber als Corps einer Kleinstadt bestand, waren wohl alle Bedenken nach unserem sehr guten Aufzug weggefegt. Man bewirtete uns anschließend bestens und unsere Tanzmarie bekam später noch ein nettes Dankschreiben. Unsere Kanone, die auf den Namen „Ons Fritzge“ getauft wurde, ist ebenfalls in dieser Session gebaut. Seit dem 01. Mai 1959 ist unser Corps Mitglied im Bund Deutscher Karneval.

1960/61

Das größte Ereignis für uns war der Auftritt am 08. Januar anläßlich einer internationalen Karnevalsshow bei der KG De Mirlitophilie in Valkenburg, Holland. Über 50 Gesellschaften aus Holland, Belgien, Luxemburg und Deutschland waren mit ihrem Corps, Tanzgruppen und Musikzügen vertreten. Ein wahrhaft großartiges und farbenprächtige Ereignis, welches komplett vom niederländischen Fernsehen übertragen wurde. In der Abenddämmerung fand ein endloser Zug durch die festlich geschmückte Stadt zu den Grotten statt, wo am Hofe seiner Majestät die Festspiele aufgeführt wurden. Im April 1961 verstarb unser Ehrenpräsident Peter Tönnes, ein Mitbegründer der Blauen Funken, der nach dem Kriege den Wiederaufbau des Corps besonders förderte.

1961/62

Eine Wetterkatastrophe im Nordseeraum in der Nacht vom 16./17. Februar 1962, die Hunderten von Menschen in Norddeutschland das Leben kostete, brachte in das so gut begonnene Karnevalstreiben eine plötzliche Wende. Durch Presse, Rundfunk und Fernsehen wurde vom Karneval an den 3 tollen Tagen, vor allem auf den Straßen, dringend abgeraten. Schweren Herzens nahmen wir hiervon Kenntnis und mußten uns, wenn auch nicht ganz bereitwillig, zum guten Schluß der Entscheidung einer höheren Gewalt beugen. Der Rosenmontagszug fiel aus. Die Herzen der Karnevalisten fühlten mit den Menschen in den Katastrophengebieten, doch schlugen sie auch für ihren heimischen Karneval.

Hück kann mer sage wie et wor,
da doch kohm ene Zoch dat Johr.
Mit heiße Köpp am kichere,
Falderbaum, Börger, Klinkhammer
on de Fischer.
Dä Samstag vür dem Fasteleer,
do ging et hen on ging et her.
On Sonndags dann Em Höttche,
so kohm erus vun dem Komplöttche,
am Rusemontag glöövt ihr Löck,
hält keine mieh ons hück zoröck.
Doch et bliev stell , un alles ging, mer hurt nix, sooch nix, doch em stelle
dät sich manches doch avspelle.
Dä Rusemondag broch dann ahn,
die Stadt wor stell, et wor am schneie,
et wor e Wedde für zo schreie.
Doch wat wor dat? – wie ene Schrei,
– ich glööv et wor su jäge zwei,
am Höttche jo- do fing dat ahn,
ne Wage als Wirtschaff vun d´r Bahn,
e Lokomotivge fuhr füropp,
wo stond dropp:
on he, ihr Lück, kütt doch der Zoch!
Us alle Winkele un Gasse,
leev Löck et wor jo kaum ze fasse,
do komme se us alle Ecke,
die richtige Fastelovendsjecke.
On do kohm ene vun ner Tour,
ne Kopp op – janet heim dä fuhr.
Dä Zog schwoll ahn wie eine Woge,
on mäneche kräg janz föchte Ooge,
dä Gottschalks Fritz och dronge wor,
denn dä wor Prinz jo en dem Johr.
Hä setzt schnell op die Prinzemötz,
on dät uns wönsche all viel Glöck.
Als mir dann an der Kinat wore,
wor gruß dä Zog wie all die Johre.
Et wurd gelaach, gedanz, gesonge,
geschunkelt, gebützt, gespronge.
An dä Münsterporz em Schnei
stund dann dä Sult vun dä Polizei,
dä wollt do stoppe met strenge Blecke
– die janze Fastelovendsjecke.
Dat dat geng scheef,
dat wor doch klor,
dä ene Mann do machtlos wor.
Wat en dä Hätze log verborge,
em Innere su hät gejoore,
bei jonge Löck un bei der ahle,
dat broch he us met Urjewalt,
— Fastelovend—
dat es die echte Zölleche Art!!!

1962/63

Wir hatten ein neues Tanzmariechen und die Karnevalszeit verlief met siehr vell Freud. Ansonsten war alles auf den Ausbau des Kölntores als Wachstube der Blauen Funken ausgerichtet.

1963/64

Hervorzuheben sind der Aufzug in Eupen, der von zahlreichen Schlachtenbummlern begleitet wurde und die Pferdedressur der Blauen Funken „Die große Nummer wird gemacht“! Der Einzug des Corps und die Tanzdarbietungen fanden den stürmischen Applaus des vollbesetzten Hauses. Der Präsident der blau-weißen Funken aus Eupen fand in seiner Dankesrede höchstes Lob. Die letten Funken kamen in den frühen Morgenstunden stark angebläut in Zülpich an.

1964/65

In diesem Zeitraum feierten die aktiven Funken, Peter Gatzweiler und Ferdinand Schieren, ihre 25-jährige Mitgliedschaft. Am 10. Januar 1965 stieg die erste Sitzung der Blauen Funken. Hier wurden aus den Darbietungen der Funken – die Schulklasse – der Prinz dieser Session, Josef II. (Jupp Börger), vorgestellt. Die Geburt des Prinzen fiel bei Schnee und Eis zwischen Weihnachten und Neujahr. Die proklamation war unter dem Zeichen der „Uno des Frohsinns“ leider erst am 13. Februar 1965. Der Prinzenwagen wurde von seiner Tollität natürlich selbst entworfen und unter seiner Leitung mit dem Motto gebaut:

Mat üch Freud su lang et geiht
et Levve durt keen Iwigkeit!

1965/66

Am 15.Mai 1965 wurde unsere Funkenburg, das Kölntor, nach jahrelangem selbstlosen Einsatz, mit großer Beteiligung der Funken in kompletter Uniform sowie der Kölner Altstädter festlich eingeweiht. Ons Fritzge, die schwere Kanone, feuerte aufs Kölntor und die Funken nahmen im Sturmangriff symbolisch Besitz des mittelalterlichen Tor, auf dessen Zinnen sie ihre blau-weißen Fahnen hissten. Einige Wochen später, Freud und Leid wohnen so dicht beisammen, trugen wir unseren aktiven Funken, Josef Säckler, jung an Jahren, zu Grabe.

1966/67

Tragisch begann für uns Funken diese Session. Am 9.Mai verstarb unser Offizier und langjähriger Schriftführer Franz-Josef Esser, im Alter von 39 Jahren. Die Beliebtheit dieses Mannes, nicht nur im Corps, sondern in ganz Zülpich, spiegelte sich an der Beteiligung bei der Beerdigung wieder. Das Corps war fast vollzählig erschienen und am offenen Grabe hob unser Präsident nochmals die Verdienste hervor und würdigte sein langjähriges Mitwirken zum Wohle der Blauen Funken. Unter den Klängen „Ich hatte einen Kameraden“ nahmen wir Abschied und unser Mariechen gab ihm seine Funkenmütze mit ins Grab. Am 15.Mai ging unser langjähriges inaktives Mitglied, Fritz Beuel, im Alter von 45 Jahren den Weg in die Ewigkeit. Auch hier würdigte unser Präsident am grabe die Kameradschaft und Hilfsbereitschaft unseres lieben Fritz und legte einen Kranz nieder. Ein Treffen mit uns befreundeten Karnevalsgesellschaften auf dem Kölntor war ein voller Erfolg, man vertiefte die Freundschaften und feierte bis spät nach Mitternacht. Wegen des Neubaus der Stadthalle stand in dieser Session nur der Kinosaal Horst zur Verfügung. Unseren Funkenball feierten wir diesmal im Hotel Europa.

1967/68

Der Auftakt zum 40-jährigen Jubiläum fand am 4.November 1967 mit dem bekannten Kölner Orchester Hardy van Driesch statt. Die Vorstellung des neuen Prinzen war erstmalig für Zülpich bereits auf dem Novemberball. Am 3.Februar 1968 wurde dann als Prinz Jobst Maria I. (Ehsmeyer) proklamiert. Unser Jubiläumsorden (Entwurf J. Börger) fand großen Zuspruch und war sehr begehrt. Rosenmontag – unser Prinz auf einem Elefanten, der zentnerweise Kamellen in die Narrenschar warf, wobei die Pagen auf einem kleineren Elefanten fleißig an der Werferei beteiligt waren. Der Dienstagsball als Karnevalskehraus war ein wirklicher Höhepunkt. Hier wurde nach 13 Jahren unser Tanzoffizier Hermann-Josef Klinkhammer und die Tanzmarie Margot Pütz-Dederich nach 6 Jahren verabschiedet. Ein zünftiger Abschied der beiden fand mit jeder Menge Bier und Häppchen später noch auf dem Kölntor statt.

1968/69

Auslandstourneen und zwar nach St.Vieth in Belgien und zu der KG DE TEMPELEERS nach Maastricht/Holland standen im Vordergrund. Beide Aufzüge kamen gut an und erst in den Morgenstunden sah Zülpich seine Funken wieder. Am Rosenmontag mußten die Straßen der Stadt erst mal freigeschaufelt werden, denn es hatte jede Menge geschneit. Das Zugmotto bezog sich auf die Kommunalpolitik.